„Ich kann später bei der Kirche arbeiten, muss es aber nicht“
Geschrieben von Simone Reinisch am 3. Dezember 2012
Unter diesem Motto stand der Vortrag von Professor Dr. Nicole Piroth am 17.11.2012 in Frankfurt am Main in den Hofmannshöfen anlässlich des Wochenendes des Interessenverbandes der GemeindepädagogInnen im Bereich der EKHN e.V. (IVGM e.V.). Sie referierte über Studienmotivation und Berufsvorstellungen von Studierenden der Ev. Religions- und Gemeindepädagogik. Die Professorin hat im Rahmen ihres Forschungssemester grundständige religionspädagogische Bachelor-Studiengänge untersucht. Die Mitglieder des Berufsverbandes, die zum Wochenende des IVGM e.V. erschienen waren, hörten gespannt zu und diskutierten eifrig mit.
Die Studienanfängerinnen 2011 und 2012 sind durchschnittlich 32 Jahre alt, wobei die Altersspanne 18-45 Jahre beträgt. Weiterhin sind in diesem Studiengang fast ¾ der Studierenden weiblich. Sie sind überwiegend ledig. Sie haben zu ¾ Erfahrungen aus einem vorherigen (abgebrochenen) Studium, Ausbildung, Berufstätigkeit oder Freiwilligen Sozialen Jahr, Zivildienst oder Ähnlichem. Fast alle der Studierenden sind evangelisch. Es gibt aber auch 18 Personen, die nicht evangelisch sind, z. B. freikirchlich, katholisch, syrisch-orthodox, jüdisch, muslimisch und konfessionslos. Viele hatten ursprünglich die Studienmotivation, Soziale Arbeit zu studieren. Dazu ein Zitat: „Eigentlich wollte ich Soziale Arbeit studieren, war aber dafür von meinen Noten her nicht gut genug. Darum habe ich mich umgesehen, was ähnlich ist und meine Mutter hat mir von dem Studiengang Religionspädagogik/ Gemeindepädagogik erzählt. Speziell die Aussicht auf den doppelten Abschluss nach den Semestern hier in Freiburg hat mich überzeugt“. Nach dem Vortrag der als Powerpointpräsentation diesem Bericht angehängt ist, diskutierten die Mitglieder eifrig Thesen und offene Fragen:
- Die Bedeutung von Praxiserfahrung im Freiwilligen Sozialen Jahr, Freiwilligen Ökologischen Jahr und im Bundesfreiwilligendienst, sie wird noch weiter zunehmen.
- Ohne Möglichkeit einer zweiten Qualifikation in sozialer Arbeit würden heute nur noch wenige Religionspädagogik/Gemeindepädagogik studieren.
- Die Entwicklung einer religions- und gemeindepädagogischen Berufsidentität ist ein längerfristiger, mehrjähriger Sozialisationsprozess, der idealerweise in einem grundständigen Studium erfolgen sollte, gerade auf dem Hintergrund einer zunehmen heterogenen Studierendenschaft.
- Der Erwerb einer doppelten Berufsqualifikation wirft die Frage auf, ob man zwei Berufsidentitäten gleichzeitig ausbilden kann. Die Hochschulen müssen die Studierenden kontinuierlich begleiten.
Wer sich über den Vortag hinaus interessiert, was der Arbeitskreis Gemeindepädagogik e.V. erforscht hat, der kann auf der Homepage des Arbeitskreises Gemeindepädagogik e.V. ein gemeindepädagogisches Kompetenzprofil downloaden unter: www.ak-gemeindepaedagogik.de/download/gemeindepaedagogisches-kompetenzprofil-piroth-2012.pdf.
Die Mitglieder des Interessenverbandes haben beschlossen, dass es 2013 wieder ein IVGM-Wochenende geben wird. Voraussichtlich von 16.-17.11.13.
Simone Reinisch / 03.12.12